BÜCHER

WESTBANK

A short journey from East Jerusalem to Bil`in. May 2006.

Der eigentliche Grund für meine Reise war eine Liebesgeschichte.

elektronisches Fotobuch

92 Seiten | schwarzweiss
elektronisches Fotobuch für iPhone und iPad
veröffentlicht im Oktober 2011

! nicht mehr erhältlich !

Verlag MagBooks

Der eigentliche Grund für meine Reise nach Israel und Palästina war eine Liebesgeschichte. Keine tatsächlich vorhandene sondern eine künstlerisch erdachte: eine Liebesgeschichte zwischen einer Israelin und einem Palästinenser, die als Grundlage einer Videoinstallation für die Oper „Zaide/Adama“ bei den Salzburger Festspielen dienen sollte.

Zusammen mit dem Videokünstler und Filmemacher Kai Ehlers landete ich schließlich in Tel Aviv, um unsere Darstellerin Dovrat zu treffen. Anders als andere israelische Künstlerinnen war sie bereit, mit uns an der von allen Seiten als utopisch und fern jeglicher möglichen Realität bezeichneten Idee zu arbeiten. Und vor allem an diese Idee zu glauben.
Gleich am ersten Abend zeigte sie uns Videoaufnahmen von Demonstrationen nahe des Ortes Bil’in im Westjordanland, an denen sie illegalerweise – israelischen Zivilisten ist die Einreise in palästinensische Gebiete verboten – mit anderen kritischen Israelis und den palästinensischen Einwohnern teilnahm. Die Bewohner von Bil’in hatten Anfang 2005 begonnen, jeden Freitag zusammen mit ausländischen Unterstützern gewaltlos gegen die Errichtung von Sperranlagen auf ihrem Land zu demonstrieren.
Unseren männlichen Darsteller hatten wir vor der Abreise noch nicht finden können, zu groß war die Ablehnung gegen unsere Version einer palästinensisch-israelischen Annäherung und eine Zusammenarbeit mit israelischen Künstlern. Also mussten wir vor Ort versuchen, einen palästinensischen Schauspieler von unserem Projekt zu überzeugen.

Aber schon auf der ersten Fahrt von Ost-Jerusalem nach Ramallah wurde uns klar: es gibt keine wirklichen Berührungspunkte im alltäglichen Leben zwischen israelischen und palästinensischen Zivilisten. Einen Grossteil des Weges fuhren wir an einer hohen Betonmauer entlang und mussten mehrere Kontrollposten der israelischen Armee passieren.
So gastfreundlich und offen wir auch in Ramallah aufgenommen wurden, wir fanden dort keinen Schauspieler, der an einer europäisch-israelisch-palästinensischen Zusammenarbeit interessiert gewesen wäre. Und nach unseren eigenen Erfahrungen vor Ort konnten wir kaum noch Argumente gegen ihre Weigerung finden. Israels Okkupationspolitik und die daraus resultierenden Lebensumstände für die Menschen im Westjordanland waren allgegenwärtig.
Die Sperranlagen, zu dem Zweck errichtet, potentielle Selbstmordattentäter fernzuhalten, sind heute etwa 760 Kilometer lang und stehen zu ungefähr drei Vierteln östlich der „Grünen Linie“ – der Waffenstillstandslinie von 1949 – auf palästinensischem Gebiet. Dabei durchschneiden sie rücksichtslos Olivenhaine, Obstplantagen, Felder, Strassen und sogar ganze Orte. Nur durch die vom israelischen Militär kontrollierten Checkpoints, die meistens einige Kilometer auseinander liegen, gelangen Kinder zu ihren Schulen, Bauern zu ihren Feldern, Kranke zu einem Krankenhaus, Menschen zu ihrem gewohnten Lebensraum.
Angesichts der bis zu 8 Meter hohen Mauern und der ständigen Präsenz schwer bewaffneter Soldaten verloren wir bald das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit unserer eigenen Idee. Unüberwindbar, undurchdringbar schien das israelische Bollwerk: für palästinensische Gewalt, aber auch für eine Liebe.

Khaled konnte uns helfen: als Leiter einer Jugendorganisation in Ramallah, die wir im Netzwerk für Gewaltfreie Kommunikation gefunden hatten, arbeitet er für die friedliche Lösung sowohl des Konfliktes mit Israel als auch innergesellschaftlicher Konflikte in Palästina. Er machte uns mit Ijad bekannt: kein Schauspieler, dafür aber aus Bil’in, dem besagten Dorf, das friedlich demonstriert. Und Angehöriger des Demonstrations-Komitees. Er ist einer der sehr wenigen Palästinenser, die gemeinsam mit Israelis gegen Israels Politik Widerstand leisten. Das war der Grund für ihn, an unserem Vorhaben teilzuhaben.
Wir hatten also eine mögliche reale Grundlage für unsere fiktionale Liebesgeschichte gefunden. Und tatsächlich kannten sich Dovrat und Ijad bereits vom Sehen, als wir sie einander vorstellten.

Die Bilder zu „A short journey from East Jerusalem to Bil’in. May 2006.“ sind neben unserer Arbeit für die Videoinstallation entstanden, sie waren kein Teil der Operninszenierung.
Ich habe Situationen, Begebenheiten, Orte und Menschen in Israel und im Westjordanland fotografiert. Dabei bin ich keiner eigenen Geschichte gefolgt, alle Begegnungen ergaben sich aus unserer eigentlichen Aufgabe. Erst bei der späteren Bildauswahl entschied ich mich dafür, nur die israelischen Sperranlagen und die Menschen in ihrer nächsten Umgebung zum Thema zu machen. Von palästinensischer Seite aus gesehen und auf einer relativ kurzen, nachvollziehbaren Wegstrecke: von Ost-Jerusalem nach Bil’in.

Schmitz | Ehlers | Berlin 2011

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